Blasenschwäche – Ein großes Tabu bei Frauen

Neulich habe ich einen Artikel gelesen, dass jede dritte Frau mindestens einmal im Leben von Blasenschwäche betroffen ist. Krass dachte ich, so viele Frauen und kaum eine redet darüber. Warum ist das ein so großes Tabu? Ok, man sieht Werbung über Slipeinlagen, aber mit einer Freundin über das Thema sprechen – hatte ich bis dato noch nie gemacht.

Dabei hatte ich nach der Geburt meines Sohns selbst damit zu kämpfen. Circa zwei Jahre trug ich eine Einlage, weil ich Angst hatte, dass beim Niesen oder Lachen etwas passieren könnte.

Mir hat damals ein gezieltes Beckenbodentraining geholfen, aber das klappt wohl nicht bei jeder Frau.

Für viele ist es schon ein Riesenschritt, sich überhaupt ein Problem einzugestehen.

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Warum ist Blasenschwäche für viele Frauen ein so großes Tabuthema?

Das Thema ist sehr tabubehaftet, da es oft erst im mittleren Alter auftritt und daher als Erscheinungsbild des Älter Werdens angesehen wird. Auch fühlen sich Frauen häufig in ihrem Selbstwertgefühl beeinträchtigt, sie haben Angst, dass der Partner oder Freunde etwas davon mitbekommen.

Als ich einer Freundin gegenüber erwähnte, dass ich für den Blog gerade über Inkontinenz recherchiere, fing sie auf einmal an zu reden, dass sie seit ihrer Chemotherapie vor einem Jahr darunter leide. Über ihren Krebs hatte sie immer offen gesprochen, aber das mit der Inkontinenz war mir neu. Sie erzählte mir, dass sie bei Besuchen sich genau überlegt, wieviel Kaffee sie trinkt, wie stark sie über einen Witz lacht… Ihr haben die Beckenbodenübungen leider nicht geholfen, Medikamente möchte sie nicht nehmen, also versucht sie sich irgendwie damit zu arrangieren. Aber muss das sein? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es und sind diese abhängig von der Ursache der Inkontinenz?

Ursachen der Inkontinenz

Ursachen der Inkontinenz sind vielfältig. Zunächst einmal muss zwischen Drang- und Belastungsinkontinenz unterschieden werden

Bei der Dranginkontinenz verliert man meist größere Urinmengen, manchmal sogar schwallartig. Diese Form der Inkontinenz wird durch eine überaktive Blase verursacht. Die Belastungsinkontinenz hingegen führt meist zum Verlust kleinerer Mengen von Urin, etwa beim Niesen, Husten oder Treppensteigen. Diese Form der Inkontinenz wird durch einen geschwächten Beckenboden bedingt.

Eine Schwächung des Beckenbodens kann vielfältige Ursachen haben

  • Schwangerschaft und Geburt
  • Übergewicht
  • schwere körperliche Arbeit
  • ständige Belastung durch chronische Bronchitis
  • Östrogenmangel nach den Wechseljahren

Behandlungsmethoden der Inkontinenz

Für alle Inkontinenzformen, denen eine Schwächung des Beckenbodens zugrunde liegen, kommt im ersten Schritt eine spezielle Gymnastik zur Kräftigung des Beckenbodens in Betracht.

Bei Beschwerden nach oder in den Wechseljahren erfolgt oft eine lokale Behandlung mit Östrogenen in Form von Cremes und Zäpfchen.

Führen diese Methoden nicht zum Erfolg, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten.

Spezielle Inkontinenztampons und Ring- und Schalenpessare erhöhen den Druck auf die Harnröhre. Sie werden von der Patientin selbst oder dem Frauenarzt eingesetzt und gewechselt.

Mit der Elekrostimulation werden Nerven, die für die Steuerung der Harnblase und deren Verschlussmechanismen zuständig sind, durch sehr geringe elektrische Impulse gereizt. Dadurch können die Nerven angeregt werden, ihre natürliche Aufgabe und Leistung wieder aufzunehmen.

Als Ultima Ratio gibt es dann noch verschiedene operative Behandlungsmethoden.

Bei einer sogenannten Kolposuspension wird mittels Bauchspiegelung oder Bauchschnitt die Vorderwand der Scheide unter der Harnröhre angehoben und am Bandapparat des Beckens befestigt. So wird verhindert, dass die Harnröhre in eine zu tiefe Position absinken kann.

Die TVT-Operation (tension-free vaginal tape) zählt heute zum Standard. Mithilfe eines Kunststoffbändchens, das als dauerhafte Einlage unter die Harnröhre gelegt wird, kann dieser Bereich in einer kurzen Operation stabilisiert werden.

In sehr häufigen Fällen wird eine Dranginkontinenz durch einen bestehenden Harnwegsinfekt ausgelöst. Deswegen sollte ein möglicherweise vorliegender Infekt zuerst behandelt werden.

Wenn neben einer Dranginkontinenz eine Senkung oder gar ein Vorfall der Organe von Gebärmutter, Blase und Darm vorliegt, sollte zunächst eine Senkungsoperation erfolgen. In bis zu 80 Prozent der Fälle wird damit die Inkontinenz geheilt.

Sind eindeutige krankhafte Ursachen ausgeschlossen, kann ein Blasentraining durchgeführt werden. Dabei versucht die Patientin dem ersten Harndrang nicht nachzugeben und damit die Dauer bis zum Aufsuchen der Toilette immer weiter hinauszuzögern. Sinnvoll ist in diesem Zusammenhang auch ein Beckenbodentraining.

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Sprechen hilft

Es ist zwar profan, aber der erste Schritt zur Heilung beginnt auch hier mit dem Sprechen über das Problem. Sind es nur einige wenige Tropfen Harnverlust, kann man es mit den oben erwähnten Beckenbodenübungen probieren, ansonsten sollte man sich professionelle Hilfe suchen, denn das Problem verschwindet in den seltensten Fällen von alleine. In diesem Sinne, seid mutig und redet darüber.

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